Was sind Netzwerke und wie wichtig sind sie?

02.06.2020

Sicher standen auch Sie schon mal nach einem Vortrag oder Kongress an einem Stehtisch und wohnten dem anschließenden Networking bei. Entsteht hier bereits ein Netzwerk? Und überhaupt, was ist das eigentlich, so ein Netzwerk? In der neunten Folge des Podcastes "Antiintuitiv - der Podcast für systemisches Denken in der Wirtschaft" geht es genau um diese und ähnliche Fragen. Und dabei wird klar, dass ein Netzwerk mehr ist, als nur das Beisammensein am Stehtisch oder ein vernetztes IT-System.

Beim Netzwerken legen wir Straßen und Wege an, die uns zu neuen Orten und Unternehmen führen. Dabei wissen wir allerdings nicht, welche und ob überhaupt zukünftig Fahrzeuge auf diesen Verbindungswegen fahren werden. Wir schaffen erst einmal nur die Möglichkeit, dass sie es in Zukunft tun könnten.

Die Frage ist, kann und soll ein Netzwerk strategisch aufgebaut werden und ist das überhaupt möglich? Natürlich kann man zweckfrei netzwerken und bunt Kontakte knüpfen und auch das geht nicht von selbst und muss gestaltet werden. Wie sinnvoll dieser Zeitinvest ist und ob er Erfolg verspricht, bleibt dahingestellt. Man weiß es vorher nicht. Daher ist im Rahmen der Möglichkeiten auch ein strategisches Vorgehen sicherlich lohnend: Welche Kontakte möchte ich vertiefen, wo entstehen warme Kontakte und an welcher Stelle sollte keine Energie mehr aufgewendet werden? Denn Netzwerken ist auch eine Frage von (Zeit-)Kapazität, meiner eigenen aber auch der meines Gegenübers. Daher lohnt es sich, auf die Passung und den zukünftigen Nutzen von Kontakten zu achten. Passt er zu mir und meinem Unternehmen? Oft lässt sich auch das nur ahnen. Das genau ist eine der Grundideen eines Netzwerks. Man könnte sagen, dass es sich zwar lohnt, strategisch an seinen Netzwerken zu bauen (und das empfehlen wir auch jedem), trotzdem hat es etwas sehr Vorläufiges. Der Nutzen zeigt sich erst später - oder auch nicht. Wenn er sich zeigt, war er vielleicht eine sehr entscheidende Grundlage für einen wichtigen Schritt, den man sonst nicht hätte gehen können.

Aber Achtung: Meist wählen wir Kontakte ganz intuitiv aus, eben weil sie passen. In einer unruhigen, unplanbaren Zeit wie der heutigen, können wir aber weniger denn je wissen, was wir und unser Unternehmen zukünftig einmal an Netzwerkpartnern brauchen könnten. Daher lohnt sich der Schritt rückwärts mit der antiintuitiven Brille auf der Nase: Verpasse ich vielleicht Chancen, weil ich nicht über meine selbst gesetzten Grenzen schaue und wahrnehme, was es darüberhinaus noch gibt? (Wir erinnern hierzu an unsere Podcastfolge "System und Umwelt"). Vielleicht gibt es Systeme, die bisher noch keine Passung zu meinem System haben, aber trotzdem wichtig werden könnten.

Dauer: 1:01 Std.

 

Der Soziologe Dirk Baecker geht davon aus, dass das Netzwerk die Strukturform der nächsten Gesellschaft ist. Im Gegensatz zur bisherigen stabilen Organisation, die auf immer gleiche Herausforderungen reagieren musste, ist es in der VUKA-Welt wichtiger fluide zu sein und sich zur Lösung aktueller Probleme den jeweils passenden Partner aus seinem Netzwerk zu suchen.

Daher machen wir uns in dieser Folge gemeinsam mit den Hörer*innen auf die Suche nach dem Wie und Warum und dem Netzwerk von morgen. Mit dabei sind wie stets Holger Schlichting und David Agert und als moderierende Instanzen Martin Mayer und Tobias Dehler. Wir wünschen ein anregendes Hörvergnügen.