Nur schon mal vorweg: Der nächste Satz ist wahr. Und übrigens: der vorherige Satz ist falsch. Was wie Unsinn klingt, ist eine sprachliche, semantische Paradoxie, die sich nicht mit der klassischen Logik vereinbaren lässt.
In der Mathematik hat man den Weg gewählt, Paradoxien einfach zu verbieten. Sie dürfen nicht mitspielen. Und in der physischen Realität kommen sie erst gar nicht vor. Aber in der Welt der Organisationen spielen sie, auch wenn sich der Verstand sträubt, eine alles entscheidende Rolle.
Organisationen bestehen ja, zumindest im systemtheoretischen Verständnis, aus Kommunikation bzw. Entscheidungen. Und in der Kommunikation kennen wir zu Sprichwörtern gewordene Paradoxien, z.B. „Wasch mich, aber mach mich nicht nass.“ Bei diesem Beispiel handelt es sich um eine „pragmatische Paradoxie“, also um eine paradoxe Handlungsaufforderung.
Und damit haben wir es ständig zu tun. Es gilt das eine, z.B. die Aufforderung an die Führungskräfte, Effizienz und Umsätze im Tagesgeschäft zu steigern. Und es gilt das andere, z.B. die Aufforderung, viel Energie in die Bearbeitung langfristiger, strategische Projekte zu stecken. Wenn aber das eine mit voller Energie verfolgt wird, ist das andere kaum zu erreichen.
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Im Wesentlichen gibt es vier Arten der Bearbeitung von Paradoxien. Eine ist die Leugnung. Man könnte sagen, dass eine Führungskraft das eben hinbekommen muss und es gar keine Paradoxie gibt.
Eine andere, zentrale Lösung ist die Ab- oder Aufteilung von Aufgaben in Abteilungen. Während eine einzelne Person nicht zwei Sachen gleichzeitig machen kann, kann eine Organisation das sehr wohl, in dem sie viele Spezialisierungen ausbildet. Und schafft damit, wie man sich jetzt schon denken kann, neue, sogenannte „Lösungsprobleme“, weil die ausdifferenzierten Spezialisten sich nicht mehr verstehen oder schätzen.
Die dadurch erfolgte “Siloisierung” (Unwort des Jahres 2022) wird von aktuellen Organisationsdesign-Schulen, wie Agilität, Kreisorganisation, selbstgesteuerte Teams etc., so bearbeitet, dass man funktionsübergreifende Arbeit etabliert. Was das paradoxiefreie Arbeiten der einzelnen Abteilung beendet und den Entscheidungskonflikt in die Teams trägt.
Was tun? Was sicher immer hilft, ist das Ausbilden eines gewissen Paradoxiebewusstseins. Das umfasst auch den Verzicht auf Leugnung und den Verzicht auf das Personalisieren von Konflikten, die ihren Ursprung in den Lösungen der Organisation haben. Denn Paradoxien sind, das sollten die vorangegangenen Zeilen andeuten, unlösbar. Weiteres dazu und zu den Bearbeitungsmöglichkeiten von Paradoxien hört ihr im Podcast.
Mit dabei sind die beiden Moderatoren Tobias Dehler und Martin Mayer, sowie die beiden systemischen PRAXISFELD Berater Holger Schlichting und David Agert.
Wir wünschen ein erkenntnisreiches Hören und freuen uns über Rückmeldungen.
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