Die Früchte des Scheiterns ernten… Das klingt einerseits total leicht und andererseits auch sehr schwierig. Doch was ist damit gemeint und wie lassen sich diese Früchte überhaupt ernten? Ich versuche mich an einer Antwort darauf:
Beim Design Thinking heißt es immer „fail early“. Ist das aber wirklich sinnvoll?
Ja, ist es! Meine Erfahrung hat gezeigt, dass ein großes Potenzial verschwendet wird, wenn die Haltung aus Fehlern Erfolge zu ziehen nicht eingenommen wird.
Bei misslungenen Versuchen wird zu oft alles weggeschmissen, inklusive der positiven Aspekten wie zum Beispiel hilfreiche Lernerfahrungen. In anderen Worten, die misslungenen Versuche werden nicht als Lernobjekte genutzt, es wird ignoriert, dass das verfehlte Ziel dennoch zu einem Mehrwert führen kann. Schauen wir uns zur Verdeutlichung drei Beispiele an:
Beispiel I – Der Whirlpool
Whirlpools wurden ursprünglich für Arthritis Patienten entwickelt. In Bezug auf diese Zielgruppe ist das Gerät allerdings fehlgeschlagen. Zu teuer, zu wenig Wirkung, zu groß, … . Daraufhin hätten die Entwickler des Whirlpools sagen können „Ja doof, schmeißen wir das Ding in den Müll und machen etwas neues“. Stattdessen haben sie jedoch ihre Zielgruppe überdacht und über verschiedene Ansätze festgestellt, dass der Whirlpool als Luxusgut profitabel sein könnte. Ein Gedanke, der sich mit der entsprechend angepassten Zielgruppe bestätigt hat. Die Idee an sich war also sehr gelungen, jedoch für einen anderen Kundenkreis.
Beispiel II – Teflon
Auch Teflon wurde ursprünglich nicht für die Pfannenherstellung konzipiert, wo es heute eingesetzt wird. Manch einer mag denken, es sei für die Raumfahrt entwickelt worden. Doch auch das ist ein Mythos, der damals vom ersten Teflonpfannen-Hersteller erfunden wurde, um sein Produkt besser vermarkten zu können.
Teflon ist dennoch in gewisser Weise ein Zufallsprodukt. Es ist ein Kunststoff, der unabsichtlich entstanden ist, weil eine Chemikalie nicht kühl genug gelagert wurde.
Der Erfinder meldete daraufhin ein Patent auf diesen Kunststoff an, ohne weiter zu wissen, wofür es eigentlich verwendet werden könnte. Teflon hat anschließend zunächst seinen Einsatz in der Entwicklung von Atomwaffen als Korrosionsschutz gefunden. Heute findet es seine erfolgreiche Anwendung im Alltag in Form von Teflonpfannen beim Kochen.
Beispiel III – Der Segway
Das letzte Beispiel zur Demonstration wie die Früchte des Scheiterns geerntet werden können ist der Segway. Der Segway ist ein Transportmittel für eine Person, der sich bis heute nicht am Markt durchsetzen konnte. An sich war die Art der Fortbewegung, wie der Segway sie ermöglicht jedoch sehr gewünscht. Der Misserfolg lag unter anderem an nicht durchdachten rechtlichen Komponenten und einer verhältnismäßig teuren Finanzierung, so dass der Segway letztendlich scheiterte. Allerdings stellte er eine Entwicklungsstufe für die E-Scooter dar, die heute in den meisten Großstädten zu finden sind. Aus den Fehlern des Segways konnte der E-Scooter hervorgehen.
Wie an den drei Beispielen veranschaulicht wird, spart es viel Geld verfehlte Ziele zu reflektieren und daraus zu lernen. Die Iterationsschleifen, die gedreht werden, können - wenn Offenheit für Scheitern existiert- das Potenzial enthalten, über Umwege dennoch zum gewünschten Ergebnis zu führen. So hat z.B. auch ein Hersteller von Sanitärverbindungsstücken nicht damit gerechnet, dass aus einer aufwendigen Verpackung ein echtes Produkt wurde. Nur dadurch, dass diese Firma den Mut hatte Iterationsschleifen zu drehen und mit den Kunden in Kontakt zu treten, ist sie zu Informationen gekommen, die an einer ganz anderen Stelle zum Erfolg geführt haben, als ursprünglich angestrebt.
Frühe Rücksprache mit Kunden und frühes Erproben von Ideen zahlen sich aus.
Das Geld für aufwendige und unfruchtbare Entwicklungen wie zum Beispiel eines Segways kann so gespart werden. Es wird frühzeitig klar, wenn eine andere Richtung angestrebt werden muss oder etwas nicht zu Ende durchdacht ist.
Teams, die auch nur für eine kurze Zeit auf ein Projekt angesetzt werden, können durch frühe Rücksprache und Einbindung der Nutzer sehr viele Erkenntnisse und Wissen über die Kunden und deren Interessen erlangen. Letztendlich können sie so das Produkt verbessern und den Bedürfnissen der Verbraucher anpassen.
Ein Innovation Coach kann den Prozess reflektieren und Verbesserung zusätzlich unterstützen, sofern dieser die Erfahrung und das Wissen hat, wo und wie am besten Rücksprache gehalten werden kann. Das ist besonders wichtig für die vielen Business-to-Business Unternehmen, die zwar ihre Kunden kennen, die Verbraucher letztendlich aber nicht. Oft fehlt dort die Erfahrung wie die Konsumenten für Befragungen und mehr Erkenntnisse bestmöglich zu erreichen sind.
Zusammenfassend: Offenheit fürs Scheitern, Rücksprache, und ein kontinuierliches Verbesserungsbestreben sind essenziell, um die Früchte des Scheiterns ernten zu können.