Unsere Sicht auf die Welt ist geprägt von unseren mentalen Modellen. Wie jede·r von uns sicher schon schmerzlich feststellen musste, können die Wirklichkeitskonstrukte des Menschen, der uns gegenübersteht, sehr weit von dem entfernt sein, was wir selbst von der Welt denken. Das Ergebnis: Man redet pausenlos aneinander vorbei. In Beratungskontexten ist es daher eine große Aufgabe, Anschlussfähigkeit herzustellen und in der Kommunikation eine möglichst gemeinsame Sprache mit Kund·innen zu entwickeln.
Wie erzeugt man Anschlussfähigkeit?
Anhand der Erwartungshaltung und aus den erhofften Beratungszielen, die Kund·innen uns gegenüber haben und formulieren, kann man schon viel über ihre mentalen Modelle und ihre Art zu denken erfahren. Je nachdem wie eng oder weit gefasst diese Weltsicht ist, schließen sich bestimmte Lösungsansätze, die zu ihrem Problem passen könnten, von vornherein aus. Die Gratwanderung beim Herstellen von Anschlussfähigkeit ist es dann, den Kund·innen etwas zu bieten, das sie erwarten und gleichzeitig auch noch etwas Überraschendes oder Verwirrendes zu liefern. Nur so kann der Blick in einen Lösungsbereich gelenkt werden, an den Kund·innen selbst noch gar nicht gedacht haben, weil dort vielleicht ein blinder Fleck ist.
Anschlussfähigkeit systemisch betrachtet
Anschlussfähigkeit kann in der direkten Begegnung auch über kommunikative Hilfsmittel wie Kleidung, Körperhaltung oder ein bewusst gewählte (An)Sprache unterstützt werden. Wenn sich mein Gegenüber in mir widergespiegelt sieht, weil ich auf ihn oder sie und seine oder ihre Art zu reden und zu denken eingehe, dann hinterlässt das ein Gefühl davon, verstanden worden zu sein. Wenn ich mich passend kleide und erwartetes Verhalten bediene, erhöhe ich damit meine Akzeptanz und Anschlussfähigkeit als Berater·in. Die Gefahr ist dann aber immer, Teil des Systems zu werden und damit die Chance zu verspielen, einen “Unterschied zu bilden, der einen Unterschied macht” und das Gegenüber in seinen eingefahrenen Bahnen zu irritieren, damit Neues entstehen kann.
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Probleme in der Anschlussfähigkeit ergeben sich oft daraus, dass man zu schnell versteht bzw. meint verstanden zu haben, was der andere sagt und damit zufrieden ist. Möglicherweise sind Begriffe aufgrund der unterschiedlichen Wahrnehmung der Welt aber ganz anders belegt und gewertet.
In der Theorie sozialer Systeme geht man paradoxerweise sogar davon aus, dass Kommunikation per se unwahrscheinlich ist. Wie wir dennoch versuchen, Kommunikation wahrscheinlicher werden zu lassen und welche Sprache in welchen Funktionssystemen gesprochen wird, die sich untereinander nicht verstehen können, auch darum geht es in der zwölften Folge von „Antiintuitiv – der Podcast für systemisches Denken in der Wirtschaft“.
Mit dabei im Podcast sind Holger Schlichting und David Agert von PRAXISFELD sowie die beiden Remscheider Unternehmer Tobias Dehler und Martin Mayer. Wir wünschen ein anregendes Hörvergnügen.
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